Weniger Parkhaus, weniger Wohnbebauung, aber eine tolle, vielseitig nutzbare Grünfläche. Die Grünen legen ein Umfangreiches Papier zur Weiterentwicklung des Inn-Stadt-Parks vor.
„Wir wollen einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion um ein ganz besonderes Gelände in der Stadt leisten“ meint Dr. Matthias Kraft, Fraktionssprecher der Grünen im Mühldorfer Stadtrat. „Wir werden für Generationen die Weichen stellen.“ Gemeint ist das Gelände zwischen Luitpoldallee und Innstraße, oft als „Sümö-Gelände“ bezeichnet. „Wir mögen den Namen nicht.“ meint Kraft „Er suggeriert, dass hier eine Industriebrache bebaut wird. Tatsächlich ist hier ja längst der Grundstein für einen Park gelegt.“
Die Fraktion hat heute eine Stellungnahme zum Siegerentwurf zur Gestaltung des Areals an Bürgermeister Michael Hetzl weitergeleitet. In der Stadtratssondersitzung zu diesem Thema am 23. Mai hatte man sich geeinigt, dass alle Fraktionen ihre Einwände und Vorschläge innerhalb von 6 Wochen einbringen.
Die Grünen nahmen das zum Anlass, sich in großer Runde über viele Dokumente zu beugen, etwa die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt, den beschlossenen Auslobungstext oder die drei Siegerentwürfe. „Uns sind viele Ungereimtheiten aufgefallen.“ erläutert Kraft. Beispielsweise seien die Angaben zu den vorhandenen Parkplätzen ebenso unstimmig, wie die Auswertung einer Befragung zum Bedarf, die die Stadt durchgeführt hat. Rechnet man genau nach, kommt man mit denselben Angaben auf einen Zusatzbedarf von weniger als 20 Plätzen. „Auch die Verwaltung konnte oder wollte die Zahlen nicht erklären, nachdem die zuständige Mitarbeiterin bereits in Rente sei“, berichtet Kraft irritiert.
Bedeutender sei noch, dass die Schwerpunkte im Siegerentwurf nicht mit denen der Bürgerwerkstatt oder der Auslobung zusammenpassen. „Im Siegerentwurf geht es im Wesentlichen um Parkplätze und Bebauung, den Bürger:innen und Stadträt:innen ging es vornehmlich um die Grünfläche und die Anbindung an den Inn.“ erläutert Verkehrsreferent Dr. Georg Gafus.
„Ich würd’s umsetzen“ hatte der Bürgermeister seine positive Haltung zum Siegerentwurf in einer Veranstaltung zum Thema „Zukunftsweisende Ortsentwicklung“ gerade nochmals bestätigt und sich gleichzeitig über andere „vorgefertigte Meinungen“ geärgert. „Auch wir sind ja nicht grundsätzlich gegen Parkhäuser und Wohnbebauung, nur eben in Maßen und keinesfalls über den Bedarf hinaus.“ betont dagegen Gafus. Und der Bedarf an Parkplätzen werde kaum noch wachsen. Dort, wo das Parkhaus geplant ist, seien auch fast immer Parkplätze frei. „Derzeit sind in der Region viele immer noch auf das eigene Auto angewiesen. Wir müssen aber für die Zukunft mehr Energie und Geld in den ÕPNV investieren und Alternativen wie Car Sharing und Radfahren fördern.“
Voraussetzung für die weitere Planung sei deshalb eine belastbare professionelle Bedarfsanalyse sowie ein Konzept, das alle Möglichkeiten einbeziehe, in die Stadt zu gelangen, den Parkplatzsuchverkehr etwa durch ein Parkleitsystem zu verringern, aber eben auch Alternativen wie den ÖPNV und moderne Verkehrskonzepte im Lichte neuster Erkenntnisse berücksichtige. „Die Umfrage der Stadt war ein Schnellschuss, der keine belastbaren Zahlen gebracht hat“, resümiert der Verkehrsreferent, „Auf dieser Basis kann man nicht mehrere Millionen Euro Steuergelder ausgeben.“
„Wir erwarten außerdem eine konkrete Planung zur Entwicklung des Stadtplatzes und des Stadtwalls“, ergänzt Kraft. Hier gebe es noch deutlichen Abstimmungsbedarf. Weiterhin sei zu klären, wie es mit dem Hallenbad vorangehe. Es spräche einiges dafür, dass es am jetzigen Standort bestehen bliebe. „Wir haben in den letzten Jahren so viel dazugelernt. Die Welt hat sich geändert und wird es weiter tun. Das müssen wir berücksichtigen.“
Zentraler Punkt des Grünen Papiers ist eine Weiterentwicklung des Siegerentwurfs. „Weniger Parkhaus, weniger Wohnbebauung, aber eine tolle, vielseitig nutzbare Grünfläche. Hier haben wir uns an einem der beiden dritten Sieger orientiert. Eine Terrasse mit Gastronomie sowie einem schönen Blick auf Altstadt und Inn.“ Davon ist Kristin Martl-Hassan, Vorsitzende im Ortsverband der Grünen überzeugt. Das wäre dann auch ein guter Startpunkt für eine traditionelle oder moderne Fuß- und Radbrücke über den Fluss. So könne man das Naherholungszentrum am anderen Ufer im ganzen Jahr noch besser einbinden.
„Wir hoffen sehr, mit dem Papier in der Diskussion ein deutliches und konstruktives Zeichen zu setzen, um Mühldorf mit einer schönen Innenstadt als attraktives Zentrum der Region zu etablieren.“