Mit zwei Anträgen wollen die Grünen den Rufbus unterstützen und den Bürgerinnen und Bürgern im Mühldorfer Norden wieder eine bessere Anbindung an die Bahn und die Innenstadt bieten.
„Die Abschaffung der Linien 1 und 2 des Stadtbusses hat Mühldorf zumindest in Sachen ÖPNV tief gespalten. Da gibt es die Gebiete, in denen weiterhin ein Linienbus fährt und der Rufbus als Option hinzukommt, und dann die Gebiete im Norden, die allein vom Rufbus abhängig sind. Vor allem Seniorinnen und Senioren, aber auch Familien mit Kindern sind vom Stadtzentrum und den anderen Stadtteilen abgeschnitten“, weiß Stadtrat Dr. Georg Gafus aus mehreren Veranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürger zu berichten. „Sie fühlen sich vom Bürgermeister und vom Stadtrat missachtet als Bürger zweiter oder dritter Klasse.“
Auch der Fraktionssprecher der Grünen, Dr. Matthias Kraft erläutert „Es gibt ein strukturelles Problem: Bei der derzeitigen Lösung ist nicht gesichert, dass man innerhalb einer Stunde eine Fahrt mit dem Rufbus in den Norden oder von dort in die Stadt bekommt.“ Er selbst habe gerade nach der letzten Veranstaltung zu diesem Thema fast zwei Stunden auf eine entsprechende Verbindung warten müssen.
Durch mehr Fahrzeuge ließe sich hier sicher eine Verbesserung erreichen. Das Grundproblem bleibe allerdings. „Schaut man zudem auf die Kosten, so zahlt die Stadt aktuell für jeden Fahrgast mehr, als entsprechende Taxifahrten im Schnitt kosten würden.“ Gafus könnte einen Abend füllen mit mühsam recherchierten Zahlen, eigenen Erfahrungen und zahlreichen Rückmeldungen zum Rufbus – durchaus auch positive, leider aber auch sehr viele kritische.
„Es gibt auch systematische Probleme, die kaum mit mehr Fahrzeugen zu lösen sind“, ergänzt Kraft. Die Fahrzeuge können 7-8 Gäste aufnehmen. Die Zahl der Personen, die gleichzeitig den Bus nehmen können, sei also sehr begrenzt. Dabei sind die Fahrzeuge nicht so ausgelegt, dass einzelne Gäste bei starker Auslastung bequem ein- und aussteigen können. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen potenziere sich das Problem noch. Rollstuhlfahrer:innen, die ihren Rollstuhl nicht selbständig verlassen können, würden laut AGBs gar nicht mitgenommen.
„Es ist der akribischen und unglaublich engagierten Vorarbeit des Verkehrsreferenten zu verdanken, dass wir die Testphase mit einem so kritischen Blick begleitet haben“, betont der Fraktionssprecher der Grünen. Dass er hierfür auch noch immer wieder angefeindet worden sei, entspräche einer Unsitte aus der Antike, bei der der Bote für seine schlechten Nachrichten bestraft wurde. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir in den letzten 2.500 Jahren darüber hinweg gekommen sind“, ärgert er sich und resümiert: „Wir müssen leider neben vielen Detailproblemen, die Gafus ans Tageslicht gefördert hat, feststellen, dass der Norden ohne eine gesicherte stündliche Verbindung zum Bahnhof und zum Stadtplatz erhebliche Nachteile gegenüber den übrigen Stadtgebieten hat. Einfach nur mehr Fahrzeuge einzusetzen, kann schon aufgrund der Kosten nicht die Lösung sein. Eine echte Verkehrswende ist so nicht zu schaffen.“
Mit zwei Anträgen versuchen die Grünen nun das Rufbussystem zu stabilisieren. Zum einen soll in Spitzenzeiten eine stündliche Verbindung zwischen Mößling und Stadtplatz garantiert werden. Diese würde zweimal am Bahnhof halten, um Gäste zur Bahn zu bringen und dort abzuholen. Sie würde auch zur Belebung des Stadtplatzes und zur Reduzierung des Parkraumbedarfs beitragen.
Zum anderen soll der hohe Preis der Landkreisbusse im Stadtgebiet wieder auf einen Euro gesenkt werden. Die Stadt müsste das finanziell unterstützen. „Es ist doch absurd, dass der Rufbus mit 2,-€ billiger ist als der Linienbus mit 2,60€“, meint der Verkehrsreferent. „Am Ende fahren die Leute selbst dann mit dem Rufbus, wenn die Linie ebenfalls fahren würde. Das schadet genau denen, die gar keine Linie nutzen können.“
Es ginge mit den Anträgen also nicht darum, den Rufbus abzuschaffen, sondern ihn zu stärken, betont Kraft. „Bei gerade einmal 50% bedienter Anfragen durch den Rufbus, kann man hier wohl auch nicht – wie die Verwaltung – von gegenseitiger Kannibalisierung reden.“ Anfänglich könnte man sogar versuchen, den stündlichen Betrieb mit einem der – demnächst drei – Rufbusse anzubieten, schlägt der Fraktionssprecher vor „Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dieser ganz schnell an seine Kapazitätsgrenzen stößt und wir einen größeren Bus benötigen.“
„Ob bei dieser aufgeladenen Stimmung ein solcher Antrag eine Mehrheit bekommt, steht natürlich in den Sternen“, gibt Gafus nach vielen schlechten Erfahrungen zu bedenken. „Für die Menschen in Mühldorf, insbesondere im Norden, aber auch für das Leben in der Stadt wäre das jedenfalls ein Gewinn.“