Antworten auf Fragen des OVB

Mühldorf a. Inn, Inn-Stadt-Park
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Als Ergänzung zum Beitrag im OVB hier die vollständigen Antworten. Ich nutze das, um die Darstellung im OVB etwas gerade zu rücken: Nicht jede Form der Ironie kommt beim Empfänger an. Die „Schaffung von hochwertigem Wohnraum“ war zwar unter den Stärken platziert, war aber im Gesamtzusammenhang nicht ganz so gemeint. Das nächste Mal bin ich schlauer und lasse das mit dem Augenzwinkern. 😉

Kurzfassung

Ad 1 (Stärken): Der Siegerentwurf entwickelt ein neues Wohngebiet an der Luitpoldallee. Er wertet die anliegenden Grundstücke durch einen (schmalen) Grünstreifen auf und schafft neuen Wohnraum im Wert von ca. 30.000.000,-€. Seine große Stärke besteht vor allem darin, dass man flexibel ist und nicht alle Teile realisieren muss.

Ad 2 (Schwächen): Im Fokus der vom Stadtrat beschlossenen Ausschreibung steht eine Aufwertung der Grünflächen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, eine verbesserte Heranführung des Inn an die Innenstadt sowie Parkhäuser, die „nicht den Charakter des Gebiets bestimmen“. Wohnbebauung ist als „Option“ vorgesehen.

Der Entwurf verfehlt die grundlegenden Ziele der Ausschreibung erheblich. Der schmale Grünstreifen direkt neben Wohnhäusern ist kaum für die Allgemeinheit vielfältig nutzbar. Inn und Innenstadt werden durch extensive Bebauung und ein monströses Parkhaus maximal getrennt. Die verbrauchte Fläche ist die zweitgrößte aller eingereichten Entwürfe.

Das Abb zeigt ein paar Ideen für Modifikationen zum Siegerentwurf: Weniger Wohnbebauung, größere, besser nutzbare Grünflächen (Das Theater ist ein Beispiel) mit einer leichten Steigung zum Kaschieren der Höhe des Parkhauses und eine Innanbindung über eine Hochterrasse, unter der sich noch Parkebenen befinden.

Ad 3 (Modifikationen): Durch Verzicht auf die vier Wohnhäuser nähe Grundschule und eines der Parkhäuser lässt sich die Situation verbessern. Anstelle des Parkhauses kann eine Hochterrasse entstehen, die bis zum Inn (und ggf. darüber) geführt werden kann. Hier ist auch Platz für eine attraktive Gastronomie.

Damit kann eine große, vielfach nutzbare Grünfläche sowie eine Anbindung an den Inn realisiert werden. Idealer Weise steigt die Grünfläche bis zum Niveau der Terrasse leicht an und mildert so auch die Massivität der verbleibenden Parkhäuser aus der Perspektive der Innenstadt.

Ad 4 (Umsetzung): Ohne eine belastbare Bedarfsanalyse, eine professionelle und engagierte Untersuchung von Alternativen und ohne Klärung des Verbleibs des Hallenbades kann das Vorhaben aus meiner Sicht nicht begonnen werden.

Zu den Fragen im Einzelnen:

Ad. 1: STÄRKEN

  • Der Plan erhöht vor allem die Qualität eines schmalen Streifens rund um die Luitpoldallee. Er erhöht dort die Wohnqualität der dortigen alten und neuen Anlieger:innen. Er wertet jedenfalls dieses Gebiet und die anliegenden Grundstücke auf. 
  • Die Planung schafft hochwertigen Wohnraum, der nach aktuell aufgerufenen Preisen ca. 30.000.000 Euro Marktwert haben dürfte. 
  • Die Umsetzung der Einzelteile des Entwurfs sind nicht zwingend aufeinander abzustimmen. Es lassen sich auch einzelne Aspekte realisieren. Ob dies gut oder schlecht ist, hängt letztlich von den Prioritäten ab.

Ad 2. SCHWÄCHEN (wo soll man da anfangen?)

Im Fokus der Ausschreibung steht eine Vergrößerung und Aufwertung der Grünflächen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Die Anbindung von Inn und Innenstadt soll verbessert werden. Parkhäuser sollen zurückhaltend gestaltet werden. Wohnbebauung ist als „Option“ vorgesehen. Der Entwurf verfehlt die grundlegenden Ziele der Ausschreibung bzw. setzt völlig falsche Prioritäten:

  • Die Planung benötigt von allen Einreichungen die zweitgrößte Grundfläche. Sie verfehlt damit deutlich das Ziel eines möglichst hohen Freiflächenanteils.
  • Die Bebauung findet auf einer Grundfläche statt, die bisher nicht unterbaut ist. Unterhalb der Grünfläche befindet sich dagegen über weite Strecken eine Tiefgarage, so dass eine Bepflanzung etwa mit Großbäumen nicht möglich ist.
  • Durch die extensive – und in der Ausschreibung nur als Option erwähnte – Wohnbebauung entsteht ein Bedarf von ca. 150 zusätzlichen Parkplätzen.
  • Die Planung widmet sich fast ausschließlich der Bebauung und der Parkierung und verfehlt damit – insbesondere im Vergleich mit anderen Entwürfen – wesentliche Ziele der Ausschreibung wie
    • Steigerung der Aufenthaltsqualität im Grünbereich 
    • Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes
    • Heranführung des Innenstadtbereichs an den Fluss 
    • Verkehrssichere und bequeme Querungsmöglichkeit der der Innstraße
    • Schaffung von Raum für Spielen, Sport oder Kultur
    • Qualitätsvolle Fußwegeverbindungen zum Stadtplatz
  • Durch die dichte Wohnbebauung wird eine extensive öffentliche Nutzung der ohnehin schmalen Grünfläche kaum möglich sein. Eine wirkliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität für alle Bürger:innen und konkrete Vorschläge hierfür sind nicht erkennbar.
  • Damit konzentriert sich der Entwurf de facto auf eine Verbesserung der Qualität für Anlieger:innen. 
  • Das im Vergleich große Parkhaus bildet eine Barrikade zwischen Altstadt und Inn, anstatt beide näher zusammenzuführen. 
  • Die Parkhäuser haben den maximal möglichen Abstand zur Altstadt. Die Wohnbebauung bildet eine weitere Barriere auf dem Weg dorthin. Die Gastronomie findet an einer Art kleinem Ortsplatz statt. Das ganze Ensemble ergibt ein zweites Zentrum, das weder gut an den Inn noch an die Innenstadt angebunden ist. Es tritt eher in Konkurrenz zur Altstadt, als sie zu unterstützen. 

Ad 3. MODIFIKATIONEN

 Ggf. sind folgende Maßnahmen denkbar:

  • Entfall der gesamten, mindestens aber der Hälfte der Wohnbebauung. Keinesfalls dürfen die vier östlichen Häuser (nahe Grundschule) gebaut werden. 
  • Entfall eines der drei Parkhäuser. Stattdessen ist eine ebenerdige Parkmöglichkeit und eine darüber liegende Terrasse mit Inn-Anbindung überlegenswert.
  • In diesem Zuge eine terrassenartige Überquerungsmöglichkeit der alten B12 bis zum Innufer ggf. mit weiterführender Brücke über den Inn.
  • Verlagerung der Gastronomie in Richtung Inn, z.B. auf die genannte Terrasse.
  • Aufschüttung der nun gewonnenen Grünfläche bis auf die erste Parkebene.
  • Nutzungskonzepte (Spielen, Sport, Kultur) für die so deutlich größeren Grünflächen.

Ad 4.: UMSETZUNG

Eine zügige Umsetzung sehe ich nicht. Vorher ist viel zu tun:

  • Erstellung einer belastbare Bedarfsanalyse.
  • Professionelle und engagierte Klärung, ob durch alternative Konzepte der dann ermittelte Parkplatzbedarf weniger invasiv befriedigt werden kann: 
    • Bessere Nutzung vorhandener Parkplätze ggf auch durch die eine oder andere weitere Parkebene 
    • Optimale Verteilung und Verringerung des Suchverkehrs durch ein (ggf digitales) Parkleitsystem
    • Bessere Anbindung des ÖPNV
  • Gemeinsame Klärung der Zukunft des Hallenbades
  • Gemeinsame Klärung der Umgestaltung des Stadtplatzes