In dieser Krise sind neue Konzepte zur Belebung des Stadtplatzes geragt, meinen zumindest die Grünen und legen einige Ideen vor.
„Die alljährlichen verkaufsoffenen Sonntage werden in diesem Jahr nicht den notwendigen Push bringen.“ Meint Dr. Georg Gafus, langjähriger Stadtrat für die Grünen und ein ebenso bekannter Kämpfer gegen diese Einrichtung. „In diesem Jahr haben wir uns mit Vertretern der ‚Aktionsgemeinschaft‘ zusammengesetzt und durchaus Gemeinsamkeiten erkannt. Es hat also alles sein Gutes.“
„Ein Weiter-So wie mit Konzepten aus der Vergangenheit wird uns nicht mehr helfen.“ Ist auch Dr. Matthias Kraft, Fraktionssprecher der Grünen, überzeugt. Er hatte im Stadtrat gegen die Öffnung am Sonntag gestimmt, weil ihm die Aktionen nicht weit genug gingen, und die Perspektive gefehlt habe. „Nun haben wir ja einen ersten Schritt gemacht,“ schmunzelt er. „und das war gut so. Die Menschen haben sich in der Krise an den Onlinehandel gewöhnt. Eine Sonntagsöffnung allein wird sie womöglich nicht zurück an den Stadtplatz bringen.“
Die Grünen fordern schon länger, den Stadtplatz weniger als Verkehrsweg zu sehen, sondern als Zentrum mit Freizeitcharakter. „In der Krise haben viele Städte durch sogenannte Popup-Lösungen alternative Nutzungen des öffentlichen Raumes getestet. Das aktuelle Verkehrsgutachten zeigt hier Ideen auf, die wir bereits im Wahlprogramm hatten“ betont Gafus, der auch Verkehrsreferent der Stadt ist.
Einer der Vorschläge war, zwischen Bräugasse und Altöttinger Tor die meist sonnige Hauptspur für PKWs zu sperren und den Verkehr über die – schattige – Nebenspur umzuleiten. „Warum das nicht mal einen Monat testen und den Stadtplatz zur Begegnungsfläche machen? Attraktive Zusatzangebote bringen die Leute auch in die Geschäfte.“ Ein Mangel an Parkplätzen könne ja nicht das Problem sein, wie man an den offenen Sonntagen sieht, meint Gafus.
Die Krise habe aufgezeigt, dass innovative Angebote gesucht sind: Z.B.
- Eine gesunde Mischung aus Einkauf, Gastronomie, Kultur- und Freizeitangeboten in der Innenstadt.
- Ein gemeinsames Online Portal der Geschäfte in Mühldorf mit individuellen Angeboten und gemeinsamen Maßnahmen zur Kundenbindung.
- Analog einkaufen mit digitaler Einkaufstasche: Beratung, Aussuchen oder Anprobieren im Geschäft, dann später zahlen und liefern lassen.
- Ein Lieferservice der die Waren noch am selben Tag nach Hause bringt.
- Und alles begleitet von einer Imagekampagne auf allen Kanälen.
Die Uhr tickt. Die großen Onlinehändler gingen mit ihren Logistikzentren in die Fläche, um auch einige der hier genannten Vorteile anbieten zu können. „Verlorene Digitalkompetenz aufzuholen, klappt nicht von heute auf morgen,“ weiß Kraft, der sich seit 30 Jahren mit digitalem Content und Geschäftsmodellen beschäftigt. „Wenn nicht jetzt, wann dann ist es Zeit, Gas zu geben. Gut, dass wir geredet haben. Das war schon mal ein Anfang.“
Wenn solche Maßnahmen konsequenter umgesetzt würden, bräuchte man bald auch keine verkaufsoffenen Sonntage. „Dann wird die Stadt täglich zum Erlebnis“, ist Georg Gafus optimistisch.